HALAWET AL WAHAT ist Arabisch und hat mehrere Bedeutungen: HALAWA bedeutet „Schönheit", "Lieblichkeit" oder aber auch "Süsse“, AL WAHAT bedeutet "die Oasen“ und ist gleichzeitig der geläufigste Eigenname für die Bahariya Oase. Diese Mehrdeutigkeit spiegelt sich in diesem einzigartigen Projekt wider, das einerseits tatsächlich Süsses herstellt - allem voran Datteln - und andererseits grundsätzlich zum Ziel hat, den natürlichen, landwirtschaftlichen und kulturellen Reichtum der Oase nachhaltig zu nutzen und ihre vielfältige Schönheit bekannt zu machen, um so auch zu deren Erhaltung beizutragen. Die deutsche Bezeichnung des Projekts "OASEN-DELIKATESSEN“ ist also keine direkte Übersetzung und gibt lediglich einen Teil der Bedeutung wider.

Die Projektinhaberin Juliette Kaltenrieder Farag und ihr Mann Montaser Abbas Ammar Farag bewirtschaften seit Oktober 2013 drei Hektaren Land in der Bahariya Oase. Sie leben und arbeiten eng mit der Familie Mordi zusammen, die seit Generationen Oasen-Landwirtschaft betreibt. Mohamed "Taxi" Mordi ist seit mehreren Jahren der Hauptverantwortliche für die alltäglichen Landarbeiten. Seit Sommer 2016 arbeitet die Projektinhaberin mit Frauen aus der Oase im Alter zwischen 18 und 60 Jahren zusammen, sie stammen vorwiegend aus der Familie Senoussi. Die Oasen-Gesellschaft ist äusserst konservativ und traditionell, ein Grund dafür, dass die meisten Mitarbeiterinnen im Rahmen dieses Projekts das erste Mal einer bezahlten Arbeit nachgehen können, was entscheidenden Einfluss auf ihr Leben hat. Dieser Beitrag zum Frauen-Empowerment ist ein Grundpfeiler des Projekts und wird auf jeden Fall beibehalten und noch weiter ausgebaut werden. Oberstes Projektziel ist die ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.

Das Herzstück des Betriebs sind die zur Zeit rund 80 tragenden Dattelpalmen, weitere wurden und werden laufend gepflanzt. Es dauert ca. 5 Jahre bis sie zum ersten Mal tragen. Daneben hat es rund 20 Olivenbäume (verschiedene Sorten) und ein paar Fruchtbäume, auch von diesen werden laufend noch weitere gepflanzt. Zwischen den Palmen und Bäumen wächst Futterklee für die Kühe (Mutterkuhhaltung), sowie jeweils eine Winteraussaat von Dezember bis Mai und eine Sommeraussaat von Juni bis November. Zur Sommeraussaat gehört der Hibiskus.

Es werden auch Datteln, Oliven, Hibiskus und verschiedene Früchte von mehreren Kleinbauern aus der Oase in die Produktion einbezogen. Alle Erntearbeiten und -verarbeitungen, sowie die Entwicklung und Herstellung der Produkte werden von der Projektinhaberin und ihren Mitarbeiterinnen durchgeführt.

Seit 2018 ist HALAWET AL WAHAT eine Partnerfarm der ägyptischen Firma Sara's Organic Food (
http://www.sarasorganicfood.com) und das Projekt hat sich seither rasant weiterentwickelt. Es hat nun neben der Bewirtschaftung der eigenen Parzelle bereits drei weitere Projektzweige:

1. Aus eigenen Feldfrüchten hergestellte Produkte: Dattel-Truffes, Oliven-Tapenaden, "Wahaty"-Olivenöl (traditionelles Olivenöl der Oase aus schwarzen getrockneten Oliven), Hibiskus-Konfitüre, Hibiskus/Dattel-Konfitüre. Weitere sind in Planung, insbesondere Kombinationen von Früchten und Datteln u.a.m.

2. Die Verwendung von traditionellen Erzeugnissen der Oase als Basis für Produkte: Bitterorangen-Konfitüre, Maulbeer-Konfitüre. Weitere sind in Planung, z.B. Aprikosen/Dattel-Kompott, Dattelkernkaffee, eingelegte Limetten u.a.m.

3. Die Verarbeitung von Ernteüberschüssen der Partnerfirma Sara's Organic Food: Harissa, Pfirsich-Konfitüre. Weitere sind in Planung, z.B. Mango-Konfitüre, Kompotte u.a.m.


Das vielfältige Produktsortiment in Kombination mit der Zusammenarbeit über Kulturen, Generationen und Geschlechter hinweg ist einzigartig. Grosses Potential liegt in der Verbindung von traditionellen und modernen Methoden sowie der Nutzung von generationsübergreifendem Wissen. Mit möglichst einfachen Mitteln aber umso grösserer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt wird versucht, maximale Qualität zu erzielen, die sich bezahlt macht. Diese Herangehensweise könnte zum Vorbild für die gesamte Oase werden und sich unter Umständen sogar darüber hinaus verbreiten. Mit entsprechender Nachfrage im In- und Ausland könnte das Projekt also wachsen und somit weitere Arbeitsplätze und Absatzmöglichkeiten für die Menschen in der Oase schaffen.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist Ende 2020 passiert und in der Schweiz haben sich neue Türen geöffnet: Ein erster Export von Datteln, Dattel-Truffes und Hibiskus über die Crowdordering-Platform "Access to Market" von Gebana
(https://www.gebana.com) hat stattgefunden: https://www.gebana.com/projects/ch/project/information/43 Ein zweiter Export von Datteln, Dattel-Truffes und dem speziellen "Wahaty"-Olivenöl hat im Dezember 2021 stattgefunden: https://www.gebana.com/projects/ch/project/information/67?lang=de

Das Projekt und die Teilnahme bei "Access to Market Platform" von Gebana wird von der HAFL (Hochschule für Agronomie, Forstwirtschaft und Lebensmitteltechnologie https://www.bfh.ch/hafl) in Zollikofen (BE) unterstützt. Hier kann der Artikel, der im August 2019 erschienen ist, heruntergeladen werden: HAFL-Magazin_Nr02-2019_news

Weitere Artikel, die 2020 in der "Berner Zeitung", in "Der Bund" und in der Zeitschrift "reformiert." erschienen sind, können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.


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